Wir werden immer mal wieder gefragt, wie denn die Wildtier-Anlaufstelle Karlsruhe e.V. die Spenden und Mitgliedsbeiträge für Wildtiere verwendet hat. 2023 hat der Vorstand diese Frage erstmals aufgegriffen. Wir glauben, dass dieser Bericht für sich spricht und auch die ehrenamtlichen Leistungen unserer Mitglieder absolut transparent macht. Hier nun unsere Leistungsbilanz für das Jahr 2024.
EINNAHMEN / AUSGABEN von WiTAS
Wir haben uns stabil etwas über 100 Mitglieder gehalten, hoffen aber, hier noch weiter zu wachsen. Insgesamt hatten wir durch die Mitgliedsbeiträge und dank der Spendeneinnahmen in 2024 ein Budget von rund 15.000 Euro zur Verfügung. Aufgrund außerordentlich vieler verletzter und verwaister Fundtiere hatten wir in 2024 auch dementsprechend viele und auch hohe Tierarztrechnungen (Steigerung um 50% zum Vorjahr auf rund 12.000 Euro), Insgesamt hatten wir Ausgaben in Höhe von fast 19.000 Euro zu verkraften. Ein negativer Jahresabschluss ist uns nur deshalb erspart geblieben, weil wir mit einem Guthaben von rund 5000,- Euro aus dem Jahr 2023 ins Jahr 2024 gestartet sind. Es wurde sehr deutlich, dass wir ohne die zusätzlichen Spendeneinnahmen im Jahr 2024, die wir durch Spendenaufrufe und entsprechende Öffentlichkeitsarbeit bekommen haben, die meisten Tierarztrechnungen nicht hätten bezahlen können.
EHRENAMTLICHE WILDTIER - ARBEIT
ALLE Funktionsträger*innen, Vorstandsfrauen, Päppler und Päpplerinnen arbeiten rein ehrenamtlich. Da wir kein Büro oder Lagerraum zur Verfügung haben, sind die Verwaltungskosten äußerst gering. Alle Arbeiten werden in den Privathaushalten der Vereinsmitglieder erledigt. Dies bedeutet, dass unser Verein fast seine gesamten Einnahmen den Wildtieren zugutekommen lassen kann.
Die wichtigste und bedeutenste Arbeit in unserem Verein leisten unsere HAUPT-PÄPPLER/INNEN in den Bereichen IGEL (rd. 1.600 Tiere) , PELZI (rd. 120 Tiere) und VÖGEL (rd. 60 Wildvögel), die als wichtige Funktionsträger*innen des Vereins nicht nur die zahlreichen Anrufe von Findern entgegen nehmen, sondern auch viele Fach-Fragen am Telefon / via Email oder WhatsApp beantworten oder darüber aufklären, ob ein Wildtier tatsächlich der Natur entnommen und gepflegt werden muss (bei vielen Jungvögeln, sogenannte Ästlinge, ist das nämlich nicht der Fall). Sie organisieren auch die medizinische und sonstige Versorgung der gefundenen Wildtiere, indem sie selbst die Wildtiere aufnehmen oder an von ihnen betreute Päppler und Päpplerinnen (das sind i.d.R. WiTAS- Mitglieder) weitergeben. Im Bereich VÖGEL ist die Hauptpäppelfunktion vor fast 3 Jahren zusammengebrochen und konnte noch immer nicht besetzt werden. In 2024 konnten wir jedoch sehr erfolgreich ein VOGEL – SELBSTHILFE- KONZEPT mit konkreten Hilfen und Tipps auf unserer Homepage sowie einer engen, guten Zusammenarbeit mit zwei Karlsruher Vogeldocs auf den Weg bringen. Wir werden dieses Konzept auch in 2025 fortsetzen, um noch nicht erreichte Ziele dieses Konzeptes weiter anzugehen.
LEISTUNGS - BILANZ unserer (Haupt)-Päppler*innen im Detail
BEREICH IGEL: Dieser Wildtierbereich ist unser größter „Aktivposten“. Außerdem war der Igel im Jahr 2024 das WILDTIER DES JAHRES. 2024. Es war für alle Igelpäppler*innen ein schlimmes Jahr, weil es durch Spätgeburten im Herbst immer noch viele Säuglinge gab, die es alleine nicht über den Winter geschafft hätten. Außerdem werden immer mehr Igel in einem schlechten Zustand aufgefunden (sie finden zu wenig Nahrung oder werden z.B. durch Mähroboter verletzt oder von Autos angefahren). Erfreulich: In 2024 haben wir im Verein VERSTÄRKUNG durch eine weitere Igelflüsterin erhalten. Sie betreibt zusätzlich zum Päppeln auch intensive Öffentlichkeitsarbeit mit einem eigenen IGEL- INFO-STAND.
„Bilanz“ unserer neuen Igelflüsterin Nathalie:
Insgesamt 113 Igel selbst gepäppelt + 43 Igel bei den Findern unter Anleitung begleitet. Aufnahmen 2024: 107
Aus 2023 übernommen: 6
Aktuell bei mir im Winterschlaf: 9
Noch in Behandlung: 11
Verstorben: 12
Erfolgreich ausgewildert: 81
Fundorte: 38,1 % Rheinland-Pfalz, 54,9 % Stadt Karlsruhe, 7,1% Umkreis Karlsruhe
Ich habe dieses Jahr an 5 Online-Seminaren zum Thema Igel (Hygiene, Wundversorgung, Igelbabys, Pflege und Sachkunde) teilgenommen und hatte 3 Infostände (Tierheimfest, Nellys, Schwimmbad). Anrufe und Beratungsgespräche habe ich nicht erfasst. Ich hatte unzählige Telefonate, Nachrichten, Kontakte etc.. An Krankheiten und Fundumstände hatte ich von allem was dabei: Hautpilz, Milben, Darm- und Lungenwürmer, Kokzidien, Lungenentzündung, Darmentzündung in ca. gleichen Teilen. Auffällig gegen das Jahr zuvor waren viel zu spät geborene Igel und extrem untergewichtige Igel. Also man sieht deutlich, dass sie nichts mehr zu fressen finden und einfach verhungern. Kaum ein Findling hatte das eigentlich zum Körper und Alter passende Gewicht. Ich habe auch wieder festgestellt, wie wichtig das Thema Aufklärung ist. Zu viele Menschen wissen einfach viel zu wenig über Igel. Das Interesse wäre bei vielen da, aber das Wissen fehlt in ganz vielen Bereichen. Für mich der wichtigste Ansatz wäre da der eigene Garten: Gefahren eindämmen, Durchgänge schaffen, Nahrung für Insekten schaffen.
„Bilanz“ unseres Igelflüsterers Michel:
178 Säuglinge / davon 27 verstorben
404 Verletzte und Kranke / davon 137 verstorben
Ca. 790 bei Findern / davon ca. 140 verstorben
Über 1.800 WhatsApp
Ca. 570 E-Mails
angenomnene Anrufe um die 7.000
Weit über 200 OPs
Ca. 1.500 kg Katzenfutter
Von meinen Igel wurden bis auf 22 Tiere alle 2024 ausgewildert, 12 davon werden wach durch den Winter gebracht, 10 sind im kontrolliertem Winterschlaf. 9 ältere Herrschaften gingen ins betreute Wohnen (Auswilderung mit regelmäßiger Kontrolle).
Von den bei Findern verbliebenen Tieren sind etwa noch 130 Igel, die wach durch den Winter gebracht werden.
BEREICH PELZI: Hier die „Bilanz“ unseres Hauptpäpplers Daniel:
Wir hatten in 2024
247 Notrufe. Zwei Drittel aller Anrufe zwischen April und August.
118 Tiere wurden aufgenommen, wobei dieses Jahr die kleinen ganz groß waren.
52 Mäuse, (38 ausgewildert, 14 verstorben)
19 Spitzmäuse (11/8)
4 Maulwürfe (0/4)
8 Ratten (7/1)
16 Siebenschläfer (11/1) 4 zur Überwinterung
3 Fledermäuse (2/1)
4 Kaninchen (4/0)
4 Hasen (4/0)
6 Eichhörnchen (5/1)
2 Igel zur Überwinterung
Die durchschnittliche Zeit bei uns variiert stark nach Tier, Feldmäuse sind oft nur 14-21 Tage bei uns, selten 30 Tage.
Ratten blieben etwa 20 Tage.
Eichhörnchen etwa 2-4 Monate, je nach Alter bei Ankunft.
Den Spitzenplatz bei der Inanspruchnahme unserer Gastfreundlichkeit belegen die Siebenschläfer welche erst nach voraussichtlich 5 Monaten bei uns ausziehen werden.
BEREICH VÖGEL ( Umsetzung eines Vogel-Selbsthilfe Konzeptes)
Christine Großmann, unsere 2.Vorsitzende des WiTAS-Vorstands hat im letzten Jahr zusammen mit einigen unserer Vogelpäppler*innen das Vogel-Selbsthilfe-Konzept erarbeitet und erfolgreich in WiTAS eingeführt. Gestartet wurde im Frühjahr 24 mit einem Vogelpäppelkurs, an dem 10 interessierte Menschen teilnahmen. Es wurde damit ein erster Kontakt zur Wildvogelhilfe in Rohrbach (Pfalz) geknüpft. Der Kurs wurde im Kursraum der Zoopädagogik Karlsruhe (Exotenhaus) in Form eines sehr interessanten Vortrages mit anschaulichen Beispielen gehalten. Dabei ist den Teilnehmer*innen sehr bewusst geworden, was für eine verantwortungsvolle Aufgabe das Wildtier-Päppeln ist. Aufgrund unserer Webseite und auch aufgrund des Fragebaums, der seit Herbst 24 online ist, haben sich bei Christine als erste Ansprechpartnerin ca. 15 Menschen gemeldet, die einen Wildvogel gefunden haben. Die meisten dieser Vogelfreunde haben die Empfehlungen angenommen und sich selbst um den Vogel gekümmert. Die meisten Funde waren Singvögel, aber auch Krähen, Wildtauben und Wasservögel. 2 Vögel, die verletzt waren, oder bei denen die Hilfe zu spät kam, sind verstorben. Die meisten Anrufer*innen sind selbständig zum Tierarzt gegangen (enge Kooperation mit zwei Karlsruher Vogeldocs) oder sie konnten die Vögel selbst versorgen. 3 Anrufer*innen haben wir an eine kooperierende Auffangstationen in Rastatt weiter vermittelt. Fazit: Alle, die sich gemeldet haben, waren sehr dankbar für unsere Hilfe. Sei es, weil sie sich Informationen holen konnten, oder weil sie eine Ansprechpartnerin hatten.
Vogelpäpplerin Christine (nicht unsere Vorstandsfrau) kann folgende „Bilanz“ aufweisen:
Viel Päppelarbeit machte eine Amsel, die dann leider letztlich verstorben ist (Kokzidien).
Ca. 30 Spatzen, von denen leider auch ein Teil an Kokzidien verstorben ist und ein Wintergoldhähnchen, welches am Folgetag wieder ausgewildert werden konnte, haben die Gastfreundschaft von Päpplerin Christine genießen dürfen.
Vogelpäppler Sebastian hatte im Sommer 2024 insgesamt vier Mauersegler in der Pflege. Einer musste leider wegen Bruch der Schwinge eingeschläfert werden, die anderen drei sind wohl jetzt im warmen Süden. Sebastian hatte zwei zeitaufwendige Tierarzttermine und einige Telefonate und Mails mit den Findern. Bereichernd fand er einige schöne Treffen mit der „Päppler-Gang“, um die Webseite „Vogel gefunden“ zu erstellen. Und er hat bei der halbtägigen Online-Mauersegler-Päppelschulung im November letzten Jahres sehr viel dazu lernen können. Sebastian hatte außerdem auch 4 Igel in Pflege, da sie Haarwürmer hatten und behandelt werden mussten. Zwei sind nun bei ihm im Außengehege und jetzt im Winterschlaf. Die beiden anderen Igel sind bei den Nachbarn verteilt, jeweils im Außengehege.
Der Vorstand geht davon aus, dass noch weitere Vögel, die uns zwar nicht durch unsere Päppler*innen gemeldet, aber deren Tierarzt-Rechnungen vom Verein finanziert wurden, erfolgreich gepäppelt und wieder ausgewildert wurden.
Streng geschützte Wildtiere (Greifvögel oder Fledermäuse) oder z.B. größere Wildtiere wie Füchse, die unsere Päppler*innen nicht betreuen und pflegen dürfen oder können, werden an entsprechende Wildtierauffangstationen weiterverwiesen. Hierfür sucht WiTAS auch weiterhin den einen oder anderen Kooperationspartner/partnerin, der diese Tiere aufnehmen kann.
Ebenfalls keineswegs unwichtige ehrenamtliche ARBEIT leisten alle unsere Funktionsträger*innen im Verein z.B. für die kontinuierliche Administration und Betreuung der Homepage und Facebookseite, die Finanz- und Mitgliederverwaltung, die Beantwortung vieler Mail-Anfragen und Telefonate, die Ausstellung von Patenschaftsurkunden oder Spendenbescheinigungen, die Durchführung von Infoständen z.b. beim Artenschutztag im Karlsruher Zoo oder am Karlsruher Tierschutztag. Ohne diese zuverlässige Zuarbeit und kontinuierliche Kontaktpflege zu Tierärzten und befreundeten Tierschutzorganisationen könnte die Vereinsarbeit nicht funktionieren. Last but not least: Alles, was das Vereinsleben ausmacht und nach innen und in die Öffentlichkeit wirkt, wäre ohne unsere 3 Vorstandfrauen nicht möglich gewesen.
Ein großer DANK gilt auch unseren Sponsoren (ob mit Geld oder Sachleistungen), die diese Leistungsbilanz zu einen hohen Anteil erst ermöglicht haben.
Karlsruhe, 10.2.2025
Für die Richtigkeit:
WiTAS - VORSTAND
Rosemarie Schröder, Christine Großmann, Eva Schaarschmidt
